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Kulturforum Nord - Abschlußbericht
Fachtagung zu Perspektiven bezirklicher Kulturentwicklungsplanung
Freitag/ Samstag 6./ 7.11.1998 im Bezirksamt Hamburg-Nord
(Kurzfassung) 

Nach einer Begrüßungsansprache der Vorsitzenden der Bezirksversammlung Hamburg-Nord Renate Herzog stimmten zunächst die Künstlerinnen Annette de Beisac (Installation: "Festnetz") und Judith Hamann (Performance: "Rhizom") auf die Perspektive der Vernetzung von Kunst- und Kulturprojekten im Bezirk ein. Als erster Referent analysierte Dr. Thomas Röbke (ISKA, Nürnberg) anschließend die Veränderung sozialräumlicher Bezugsdaten für Kultureinrichtungen einer Stadt. Vor dem Hintergrund tiefgreifer Veränderungen muß (kultur-) politische Steuerung umgedacht werden: Regionalplanung bekommt ein neues Gewicht. Urbane und stadtteilnahe Einrichtungen und Infrastrukturen müssen sich in einem größeren Angebotsnetz positionieren. Sozialkulturelles Empowerment für immobile Bevölkerungsteile und interkulturelle Arbeit gewinnt an Bedeutung. Abseits städtischer Glanzpunkt (z.B. Kunstmeile im Hamburg) müssen nachwachsende (sub-)kulturelle Szenen stärker unterstützt werden. Dabei hat Kulturpolitik die Aufgabe in einer Querschnittsfunktion zu moderieren und im Sinne der Agenda 21 nachhaltig für eine Demokratisierung des Politischen einzutreten.

Bernd Wagner (Institut für Kulturpolitik, Bonn) hob in seinen Ausführungen hervor, daß Kulturentwicklungsplanung - hervorgegangen aus den Reformen der 70er und 80er Jahre - nicht auf Planung von Kultur, wohl aber auf die kulturelle Infratruktur getragen von politischen Zielen abhebt. Angesichts aktueller Krisen und Umbrüche im Bereich von Finanzen, Verwaltungsstrukturen und Konzepten bzw. politischen Vorgaben gewinnt Kulturentwicklungsplanung eine neue Aktualität.

Dr. Dorothea Kolland (Kulturamt Berlin-Neukölln) nahm die Impulse dankbar auf und stellte aus Sicht einer Kulturamtsleiterin gegen jede "Planungseuphorie" ihre Sicht in den Raum: Die Vielfalt und Heterogenität kultureller Aktivitäten in einer Großstadt läßt sich nicht planen. Gleichwohl ist Voraussetzung für eine lebendige Weiterentwicklung der verschiedenen "Szenen" und "Schichtungen", daß ihr Zusammenwirken und ihre Bedingungsfaktoren stärker analysiert werden. Ziel sollte dabei sein, eine verstärkte Diskussion um Leitlinien von Politik zu führen. Neue Aufgaben erfordern auch neue Kommunikationsstrukturen. In diesem Sinne sorgen Beiräte für die Erweiterung von Verwaltungskompetenz und befördern die kulturpolitische Debatte. Ein regionales Kulturnetzwerk ist dringend zu empfehlen.

Die sich hier anschließende und am Samstag in der Gruppenarbeit vertiefende Debatte zeigte, daß sich bei den ca. 60 Teilnehmenden aus Kultureinrichtungen, freier künstlerischer Arbeit, Politik und Verwaltung ein reges Interesse an Kulturentwicklungsplanung aufgebaut hat und schon im nächsten Kulturausschuß des Bezirks Nord von den Fraktionen erste Vorstöße zur Einfädelung eines Planungsprozesses erwartet werden können.

Das samstägliche Abschlußforum mit Dr. Gert Hinnerk Behlmer (Staatsrat der Kulturbehörde), Roswitha Loeding (Schulleiterin der GS Alter Teichweg), Dr. Tobias Behrens (Stattbau) und Barbara Nitruch (Kunstkommission und Kulturausschuß Hamburg-Nord) konnte da kaum noch neue Anregungen geben.

Insgesamt eine gelungene Veranstaltung, die ganz unkompliziert vom Bezirksamt Hamburg Nord, der bezirklichen SPD und GAL und der Kulturbehörde unterstützt wurde.

Werner Frömming
netzwerk kulturelle bildung e.V.
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