"Kultur vernetzt" - Bericht
24./25.4.96 in der Fachhochschule für Bibliothek und Information/ Hamburg
Zielrahmen/ Umsetzung im Programm
Wir haben vier Themenstränge im Tagungsprogramm verfolgen wollen:
1) Dialog und Information (Bürgerinformation / Stadtinformation)
Hier sind die Werkstätten zur Bremer Infothek, zum DIBIS-Projekt und zum
Jugendinformationsdienst bzw. das publikom aus Münster und die Internationale Stadt
Bremen zu nennen.
2) Teilhabe und Ausgrenzung
Dieser Akzent wurde eher in Rahmenvorträgen und Abschlußdiskussion aufgegriffen.
3) Virtuelle Welten - neue Kulturräume
Hier ist das Comenius-Projekt aus Berlin zu nennen aber auch der Beitrag zum European
Museum Network. In praktischer Umsetzung literarischer Konzepte gehört die
Hypertext-Werkstatt ebenfalls in diesen Themenstrang.
4) Perspektiven kultureller Bildungsarbeit
Von kritischen Anmerkungen zu "Interaktivität-Kreativität" bis ersten
Erfahrungen im Umgang mit "Bildern im Netz" hat der vierte Strang direkt an
Erfahrungen der MultiplikatorInnen aus Kultur- und Bildungsprojekten ansetzen können.
Zwei Veranstaltungen sind gegenüber der Vorplanung verändert
worden:
- Ein kurzfristiger krankeitsbedingter Ausfall der Internationalen Stadt Berlin konnte
durch Einladung der Internationalen Stadt Bremen ausgeglichen werden.
- Die Hypertext-Werkstatt ist wegen der Teilnahmebeschränkung (Platzbegrenzung im
Mac-Labor) zweimal durchgeführt worden.
Das Angebot von drei zeitlich und inhaltlich differenzierten Zugängen (Werkstatt/ 10.00 Uhr, Börse/ 12.00 Uhr, Forum/ 17.00 Uhr) ist über beide Tage gerne aufgegriffen worden und hat (unter Berücksichtigung des kurzen Zeitvorlaufs) sicher zur guten Gesamtresonanz beigetragen.
Leider haben sich einige gewerbliche Anbieter und Initiativen entgegen ihrer Zusage auf der Börse nicht präsentiert (Anbieter: LOS und Fischer-Multimedia / Initiativen: Chaos Computer Club, FTZ und Bingo).
Teilnahme
Angemeldet zur Mitarbeit in den Werkstätten haben sich 100 TN. Davon waren ca. 20 TN
StudentInnen der Fachhochschule Hamburg, FB Bibliothek und Information. Die beiden
Abendveranstaltungen wurden von ca. 150 Menschen besucht (davon die Hälfte Neuzugänge
nur für den Abend). Das Angebot der Börse (Datenbanken, Internet, Mailboxen,
Jugendinformationsdienst) haben zahlreichen Menschen in Anspruch genommen. Dabei läßt
sich schwer abgrenzen, inwieweit EinzelbesucherInnen nur auf die Börse oder auch auf
andere Angebote der Fachtagung orientiert waren.
Rückmeldungen
Von TeilnehmerInnenseite sind uns überwiegend positive Rückmeldungen übermittelt
worden. Dankbar wurde die Möglichkeit aufgegriffen, in dem - auch technisch -
unübersichtlichen Feld eine Orientierung zu gewinnen. Auch von ReferentInnenseite wurde
die Gesamtatmosphäre und die Diskussion mit interessierten TeilnehmerInnen als anregend
empfunden. Für die Fachhochschule Hamburg, Fachbereich Bibliothek und Information ergab
sich überdies die Möglichkeit, die eigene Einrichtung in einem aktuellen thematischen
Kontext zu präsentieren.
Presse/ Werbung
Die doch etwas kurze Zeitachse hat uns leider die Möglichkeit genommen, eine breitere
Presseresonanz zu erzeugen. Monatspresse bzw. überregionale Fachorgane konnten nicht
frühzeitig genug angesprochen werden. Im Ergebnis hat es einen kurzen Vorabbericht in der
taz-Hamburg gegeben (nach Pressenkonferenz) und zwei kleine Meldungen in der Morgenpost
und im Hamburger Abendblatt. Als Werbemittel haben wir 3 Anzeigen in der taz (davon 1
überregional) geschaltet. Darüberhinaus verteilten wir einen Programmfalter mit 6.000-er
Auflage über die Vertriebswege des Netzwerk kulturelle Bildung. Auf Anfrage wurde
Einzelinfos verschickt. Größere Kulturzentren in Bremen, Schleswig-Holstein,
Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sind gezielt angeschrieben worden. Dreimal sind
Ausschreibungstexte und Programmübersichten bundesweit an thematisch passende
"Bretter" in Mailboxnetzen gepostet worden. Daraufhin konnten einige Nachfragen
verzeichnet werden. Das Regionale Rechenzentrum Hamburg hat uns Kapazität zur Darstellung
einer Homepage zur Verfügung gestellt. Die Rückmeldung darauf war bisher gering.
Organisation und Technik
Die Fachhochschule Hamburg, Fachbereich Bibliothek und Information hat sich als idealer
Veranstaltungsort erwiesen. Sowohl die Räumlichkeiten für Werkstattgespräche, Börse
und Forum als vor allem auch die kompetente Begleitung durch Servicekräfte des Hauses
haben wesentlich zu einem fast reibungslosen Ablauf der beiden Veranstaltungstage
beigetragen. Fehlende Leitungskapazitäten (10 Amtsleitungen) konnten kurzfristig über
das LIT (Landesamt für Informationstechnik) bereitgestellt werden. Internet-Zugänge hat
uns der Sponsorpartner Internet-Services geschaltet. Mobiles technisches Gerät stellten
einzelne Partnerorganisationen des Netzwerk kulturelle Bildung zur Verfügung:
Volkshochschule Hamburg, Jugendinformationszentrum, AG Stadtteilkultur und goldbekHaus.
In der Abwicklung hat das Organisationsteam (3 Personen) gerne auf die tatkräftige
Mitarbeit einzelner MitgliederInnen des Redaktionsforums zurückgegriffen. Auch zwei
Praktikanten der Hamburger Öffentlichen Bücherhallen sind hier zu nennen. Darüberhinaus
assistierten StudentInnen der gastgebenden Fachhochschule (gegen Honorar).Die Freie Schule
Hamburg (in der Honigfabrik) bewährte sich an einem Verkaufstisch mit Kaffee, Tee und
belegten Brötchen.
Finanzen
Die Kosten sind durch Teilnahmegebühren, Standmiete und den Zuschuß der Kulturbehörde
gedeckt. Ein gewerblicher Anbieter hat seine Rechnung über Infostand/Anzeige noch nicht
bezahlt. Trotz Mahnungen und Anwalt bleibt Skepsis, daß der Fehlbetrag noch eingespielt
werden kann. Der günstige Kostenrahmen konnte nur dargestellt werden, weil die
Kooperationspartner im Netzwerk kulturelle Bildung immer wieder auch Eigenkapazitäten
(z.B. bei Vertrieb) und Bordmittel (z.B. bei Ausstattung) eingebracht haben. Besonders
muß hier die Volkshochschule mit dem Anmeldebüro im Stadtbereich West hervorgehoben
werden.
Resümee
Im Überblick können wir sagen, daß trotz aller Widrigkeiten (kurze
Vorbereitungszeit und Abschaltung des Hamburger Informationsnetzes - einem Ausgangsimpuls
für die inhaltliche Debatte - kurz vor der Veranstaltung) eine lebendige Diskussion über
Perspektiven der Online-Kommunikation in Kultur- und Bildungsprojekten begonnen wurde.
Dabei zeigte sich, daß bisher in recht überschaubaren, kleinen Arbeitszusammenhängen
erste Erfahrungen gesammelt werden und von einer Einbindung der neuen
Kommunikationstechnologien in den Arbeitsalltag noch lange nicht die Rede sein kann:
- Mailboxprojekt der Stadtteilkulturzentren
- Schulwebserver des IFL
- Homepages einzelner Schulen
- Transatlantisches Klassenzimmer (e-mail Hamburg-Chicago)
- Homepages von Museen im Internet
Insbesondere die Diskussion der Projekte zu Stadtinformation
/-kommunikation haben im Rahmen der Fachtagung motiviert, vorhandene Ansätze
("DIBIS" und die "Hamburg.de") in einer breiteren öffentlichen
Diskussion noch stärker auf ihre Dialogfähigkeit hin zu überprüfen. Zahlreiche
kritische Anmerkungen zeigten, daß hier bisher zu sehr in behördlichen
Ordnungsstrukturen gedacht wird und die Möglichkeit zu neuer Dialogqualität für und mit
dem Bürger nicht ausreichend bedacht wurden. Darüberhinaus wurde eine Initiative
sichtbar, auch in Hamburg nach dem Muster "Internationale Stadt" oder auch
"publikom/ Münster", Stadtöffentlichkeit zu fördern.
Wünschenswert wäre, wenn sich am Beispiel des Remscheider Ansatzes zum experimentellen
Umgang mit neuen Technologien im Bereich der Kinder- und Jugendkulturarbeit mehr
Kulturinitiativen und -zentren an Pilotprojekten versuchen würden (Stadtteilkultur,
Volkshochschule, ...). Wünschenswert wäre auch, wenn die unterbochene Debatte um das
"Hamburger Informationsnetz" der Hamburger Öffentlichen Bücherhallen wieder
aufgenommen werden würde und mit den dezentral im Stadtgebiet verankerten
Stadtteilbibliotheken ideale Standorte für offene Bürgerinformationssysteme gesichert
werden könnten.
Die Einbindung der Fachtagung in das Netzwerk kulturelle Bildung hat wesentlich zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen. Dieser vorhandene Arbeitszusammenhang sollte auch für Folgeprojekte genutzt werden.
Hamburg, 10.5.96
das Redaktionsteam mit
Werner Frömming, Yvonne Fietz, Michael Köhn